Vortrag am 10. Juni 2015 beim WBC - Women's Business Club Metropolregion Rhein-Neckar
Wie entstehen Glaubenssätze?
Hirnforscher haben herausgefunden, dass unsere Vorstellungen und Überzeugungen eng mit den emotionalen Zentren in uns verkoppelt sind. Um zu verstehen, wo diese Vorstellungen herkommen, erinnern wir uns an unsere Kindheit.
Jeder von uns hat in der Kindheit viele Muster angelegt, die uns unbemerkt von unserem Bewusstsein durch das Leben lenken – oftmals mit Ergebnissen, die uns eben nicht ganz recht sind. Die Muster entstehen manchmal durch einmalige, sehr starke emotionale Erfahrungen. Oder durch Autoritäten, die uns existenziell wichtig sind - das können auch Institutionen sein. Und selbst wenn wir manche von diesen Vorstellungen rational zu beherrschen glauben, so können doch in Stress auslösenden Situationen (z.B. durch Überforderung) diese Muster aktiviert werden und dann schematisch ablaufen.
Das kann dann problematisch werden, wenn die Reaktionsweise nicht zur Lösung eines Problems beiträgt sondern das Problem eher noch verstärkt. Beispielsweise ein Verhalten wie Hilflosigkeit kann unter Umständen die Handlungsbereitschaft und somit die Problemlösung unterdrücken.
Werden wir uns darüber bewusst, können wir eingefahrenen Verhaltensweisen oder wiederkehrenden Mustern auf die Spur kommen und Veränderungen einleiten. Aber nicht nur die Bewusstmachung über den zugang zum inneren Erleben ist ein wichtiger Bestandteil des Veränderungsprozesses. Noch wichtiger ist die emotionale Verankerung im Gehirn. Emotionale Verkoppelung ist Dünger für das Gehirn und das ist nichts anderes als z.B. Begeisterung.
Begeisterung ist notwendig zum Umdenken.
Begeisterung suchen und das Leben gestalten, statt sich vielleicht mit gesellschaftlich akzeptierter Belohnung zu beruhigen. Das kann ein wichtiger Anstoß für Veränderungen sein. Wer sich auf Veränderungen einlässt gibt somit auch Neuem eine Chance. Darin liegt ein Schlüssel zum Erfolg, der sich dann auch in Alltags- oder Lebensentscheidungen widerspiegeln kann.
So lässt sich eine junge Frau, die sich letztendlich für ein Bauingenieurstudium entscheidet gesellschaftlich betrachtet auf etwas Neues, also eine Veränderung ein. Dieses Verhalten kann sich unter den heutigen Bedingungen am Arbeitsmarkt als Erfolgsfaktor auswirken.
Warum ist die Arbeit mit Glaubenssätzen wichtig für den Coach?
Als Coach versuche ich beispielsweise zu verstehen, warum ein Klient in bestimmten Situationen in immer der gleichen Weise auf Stress reagiert. Dadurch bekomme ich Zugang zum inneren Erleben des Klienten und kann das Anliegen besser verstehen und bei der Erarbeitung einer Lösung unterstützen.
Gelingt es dem Klienten zu durchschauen, warum er so reagiert, kann er einen Veränderungsprozess starten. Verändert sich ein Verhaltensmuster, so ändert sich auch das System, in dem er sich bewegt. Daher auch die Bezeichnung systemisches Coaching.
Eine Führungskraft, die sich stärker der in der Führungsrolle liegenden Verantwortung bewusst wird, geht wertschätzender mit den Mitarbeitern um und wird vom Team daher anders wahrgenommen. Das kann ein Ergebnis eines Coachingprozesses sein.